Ilona Jarabek, Präsidentin des EVVC, Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V., im Gespräch mit Messe & Event.

Messe & Event: Frau Jarabek, seit März 2022 können wieder Kongresse, Tagungen und Seminare stattfinden. Wie sind Ihre Mitgliedsbetriebe durch die Pandemie-Zeit gekommen? Wie ist der Status quo?

Ilona Jarabek: Wir sind froh und dankbar, dass der Veranstaltungsbetrieb wieder Fahrt aufgenommen hat. Die Pandemie war für unsere Mitglieder keine leichte Zeit. Aber wir haben alle gelernt, agil zu sein und flexibel zu reagieren. Neben allen Schwierigkeiten wie absagen, umplanen, verschieben und wieder absagen gab es viel kreatives Potenzial, Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Die Vorlaufzeiten für Veranstaltungen sind mittlerweile sehr viel kurzfristiger geworden. Zudem haben unklare politische Rahmenbedingungen zu weiteren Verunsicherungen auf allen Seiten geführt, die bis heute andauern. Hinzu kommen die enormen Energiepreisentwicklungen, eine kurzfristige Preisanpassung seitens der Veranstaltungshäuser ist häufig nicht möglich und die Frage der Wirtschaftlichkeit steht im Raum.

Weiterhin belastet der Fach- und Arbeitskräftemangel die Branche. Viele Arbeitskräfte sind abgewandert oder ausgeschieden. Eine Entwicklung, die sich schon vor der Pandemie angekündigt und sich nun verschärft hat. Der Personal- und Fachkräftebedarf ist in fast jedem Bereich in der Veranstaltungsbranche angekommen. Am deutlichsten spürbar ist das bei Servicekräften und bei Auf- und Umbauhelfern. Es fehlen Fachkräfte im Bereich Technik und -Sicherheit. Das nimmt massiv Einfluss auf die Durchführung von Veranstaltungen. Garderoben können zum Teil nicht besetzt und Veranstaltungen nicht aufgebaut werden, bis hin zu Veranstaltungsabsagen.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde eine Arbeitsgruppe zum Service- und Fachkräftebedarf gegründet. Es werden positive Best-Practice-Bespiele aus unserer Mitgliedschaft gesammelt und der Austausch wird intensiviert. Die Lage ist ernst, aber wir bleiben optimistisch, dass unsere Aktivitäten – vor allem das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen – erfolgreich sein werden. Veranstalter und Locations müssen in enger und individueller Absprache gemeinsame Lösungen finden. Dies klappt bisher sehr gut.

Da es zunehmend schwerer wird, passende Auszubildende für den Bereich Technik sowie Veranstaltungskaufleute oder auch Studenten des Event- und Veranstaltungsbusiness zu gewinnen, sind wir froh, gemeinsam mit den Partnerverbänden des Forum Veranstaltungswirtschaft auf diese Herausforderungen gemeinsam reagieren zu können. In Kooperation mit der Messe Frankfurt wurde der erstmals am 24. November 2022 stattfindende „Future Talents Day powered by Prolight + Sound“ entwickelt, der auf der Prolight + Sound 2023 fortgeführt werden soll. Dieser gibt „Future Talents“ aus den verschiedenen Bereichen der Veranstaltungswirtschaft die Chance, sich zu vernetzen, zu informieren und weiterzubilden.

Digitalisierung und Hybridisierung stehen auf der Agenda. Sind Ihre Mitglieder spontan auf diesen „Investitions-Zug“ gesprungen?

Unsere Mitgliedshäuser haben sich generell zukunftsfähig aufgestellt. Allerdings gibt es hier abhängig von der jeweiligen Kundenstruktur und den jeweiligen Bedürfnissen unterschiedliche Ausprägungen von eigenen Studios bis hin zu festen Technikpartnerschaften, digital, hybrid oder in Präsenz. Hybride Events sind gefragt, unser Verband hat diese Entwicklung aktiv mitgestaltet und entsprechende Weiterbildungen, Hilfestellungen sowie hybride Events in sein Portfolio aufgenommen und der Zeit angepasst. Dennoch bleiben Veranstaltungen in Präsenz und vor Ort unser Kerngeschäft und unsere Leidenschaft. Ergänzt um virtuelle Formate, erweist sich dies als durchaus bereichernd.

Und als ob die allgemeine Lage nicht schwierig genug wäre, kommen verschärfend Lieferkettenengpässe und gestiegene Energiekosten hinzu.

Die Lieferengpässe treiben in allen Bereichen die Kosten nach oben. Die Energiepreiserhöhungen sind auch in unserer Branche drastisch. Zusammen mit dem Forum Veranstaltungswirtschaft sind wir hier im politischen Dialog und machen auf die Nöte unserer Mitglieder aufmerksam. Die Veranstaltungsbranche ist ein großer Wirtschaftsmotor – er darf bei staatlicher Unterstützung nicht vergessen werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: EVVC

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Quelle: Messe & Event Magazin

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Kategorien: Messebau

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